Der Schreibabend im Kunstforum Waldkirch

Wer nicht nur „Kunst“-interessiert ist, sondern auch gerne schreibt, ist beim „Schreibabend in der Ausstellung“ richtig. Hier treffen sich im Rahmen der Ausstellungswochen Interessierten um 20 Uhr in lockerer Atmosphäre, erfahren etwas über die ausstellenden Künstler-Innen (meist ein Freitag-oder Samstagabend) und machen ihren eigenen, individuellen und ungestörten Rundgang durch die Räume. Wo es spannend wird, zieht man einen Stuhl heran und hält die Eindrücke, Impulse etc. schriftlich fest.

Nach ca. einer Stunde trifft sich die Runde wieder im Foyer beim Glas Wein. Dann zieht die Gruppe gemeinsam durch die Ausstellung und alle lesen vor dem betreffenden Ausstellungsobjekt (Skulptur, Gemälde, Zeichnung, Installation, Zeichnung etc.) ihren Text-Rohentwurf den anderen vor. Das führt meist bis ca. 23 Uhr zu anregenden Gesprächen. Alle notieren sich noch Raum- und Bildnummern sowie Bildtitel und machen Hand-Fotos davon. Zu Hause überarbeiten alle ihre Texte und schicken sie inclusive Handyfoto und Daten zur Aufbereitung für die GSH-Homepage an Roland Burkhart.

 

Am Finissagesonntag gibt es eine öffentliche Lesung der Texte. Die Autor-Innen ziehen mit dem interessierten Publikum dazu gemeinsam durch die Ausstellung. Die eingeladenen Künstler-Innen freuen sich über Kopien der oftmals überraschenden Elaborate.

 

Anmeldung bei Roland Burkhart, Tel. 07681 / 492290

CELSO MARTÍNEZ NAVES / HANS-LUDWIG WAGNER / 04.05. – 08.06.2025

Celso MartínezNaves

Untertitel

„Titel“ von Autor

 

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JOHANNES TRAUB / AARON ANTES / 09.03. – 13.04.2025

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„Paar“, Aaron Antes

„Paar“ von Roland Burkhart

 

Das ist der (Holz-)Boden der Wirklichkeit eines rundum gelebten Paarlebens. Gemeinsam wuchsen seine Zeit und nah verschmolzen damit die erotischen Bedürfnisse des Paares zueinander. Im Laufe aufsteigender Jahre verflüchtigten sich diese, sind zwar Basis des jungen Paarlebens gewesen, vibrieren immer noch, nun im Alter in hauchdünnem Abstand, kaum sichtbar, aber spürbar die zärtliche Nähe und Wärme. Spannende Nahwärme, aber ohne Berührung. Sie legten sich wie Jahresringe um den Holzkern. Beide schauen sich in gleichförmig gewordene, klare Gesichter. Sie gingen einen langen gemeinsamen Lebensweg mit je eigenen Kindheitsängsten und -freuden, mit Jugendsprüngen und spannenden Paar- und Elternzeiten, mit Berufserfolgen und -misserfolgen. Sie fanden zu immer mehr Nähe ohne Verlust von Eigenleben. „Schau mich an!“, sagt jedes Altgesicht dem anderen. „Sieh meine Schultern, die das „Tragen“, ja das gemeinsame und biegsame Tragen in steter Anpassung gelernt haben“: Geburt und Tod, Glück und Trauer, Enttäuschung und Aufatmen, klammer Beziehungswiederaufbau, stille Pflege des Schönen, völliger Verzicht auf hohles Blech und dummes Blendwerk.


Sind wir beide nicht aus demselben Holze geschnitzt?

„Ohne Titel“, Johannes Traub

„Gesicht im Wasser des Abendlichts“ von Roland Burkhart

 

Was schwimmt da auf dem Wasser des Sees, wenn ich abends dran vorbeischlendere?

Die Entenschar, die eben noch friedlich hier paddelte, ist aufgeflogen, als ich zu nahe schien. Hektisches FORT-FORT-Geflatter! Und zurück auf der Wasseroberfläche bleibt ein Gebilde, sanft beschienen vom Abendlicht. Merkwürdig und rätselhaft.

Das Auge, da links, ist dabei sich zu öffnen. Der helle Nasenrückenstreifen, wird nach unten breit wie Pferdenüstern. Das zweite Auge glitzert unter seinem dünnen, schwungvollen Brauenbogen. Ui,ui,uih! Die Lippen sind verzehntfacht und ziehen sich von Ohr zu Ohr. Die Wangen sind ballrund und wollen ja das ganze Gesicht einkreisen. Sieht sich der Betrachter hier selbst im Wasser? Ich?

Gemach! Gemach! Für einen Moment war hier ein fließendes, fliegendes PhantomGesicht, das beim Weiterlaufen schon wieder verschwunden ist.

„Vater 1“, Aaron Antes

„Vater“ von Susanne Hoffmanns

 

Im Traum erschienen
hinter einem fernen fahlen Schleier
weit weg die hohe Stirn
ohne Leuchten die Augen
der Blick suchend und sich verlierend
so oft an mir vorbei ins Leere gegangen
auch Nase und Lippen ohne Ziel
so wenig gesprochen mit mir
so selten geatmet für mich.
Vater?
Bist du Ich?
Bin ich Du?
Vater!

„Skulptur Nr.11“, Aaron Antes

„Die Zukunft: Der Versuch einer ständigen Entschlüsselung“, 2020, von Susanne Hoffmann

 

Lange Zeit suchte ich vergeblich die Zukunft
Es gelang mir nicht
Ich konnte den Schlüssel nicht finden
Meine Augen waren zu angestrengt
Ich legte sie in Ketten und die Ohren gleich mit
Mein Kopf verengte sich
Die Angst wuchs und beinahe vergaß ich meine Suche
Dann kam jemand und schloss meinen Mund von außen auf
Und flößte mir ständig etwas ein
Ich hatte Hunger und begierig nahm ich zu mir, was ich bekam
Aber es nährte mich nicht
Es schmeckte seltsam und fremd.
Innerlich wie trügerisch funkelnd
War es in Wahrheit metallisch, voller Kälte und mit rissigen Nägelspänen durchsetzt
Ich hatte große Schmerzen
Dann begriff ich: es war die Zukunft, die in mich hineinströmte
Und dass ich selbst zur Zukunft wurde
Und ich schrie und flehte sie an: Ich will dich nicht!
Nimm den Schlüssel und verschließ mich wieder!
Aber die Zukunft erhörte mich nicht.

Skulpturen, Aaron Antes

„Wahlverwandtschaft“ von Elisabeth Lutz

 

Solche Großeltern hätte sie sich gewünscht.
Eine Oma mit Lachfältchen um die Augen. Wenn man sie besucht, duftet es schon an der Haustür nach Apfelkuchen, sie zupft die weiße Schürze mit Hohlsaumstickerei zurecht und umarmt uns innig und bittet zu Tisch. Das gute Porzellan mit dem blauen Hyazinthenmuster hat sie aufgedeckt, der Kuchen auf einem Spitzendeckchen und die Sahne in einer Kristallschale. „Kinder, lasst es euch schmecken! Schön, dass ihr gekommen seid!“

Wir fangen immer gleich an zu essen und warten nicht, bis Opa seinen Mittagsschlaf beendet hat. Aber irgendwann kommt er dazu, ausgeschlafen und heiter, sagt absichtlich alle unsere Namen falsch und umweht uns mit seinem Pfeifenqualm, während er Geschichten erzählt, von denen wir nie wissen, ob sie wahr oder erfunden sind.

 

Solche Großeltern hätte ich gerne gehabt.

Aber ich hatte gar keine. Sie sind gestorben, längst bevor ich geboren bin. Ich kenne sie nur von Schwarzweißbildern. Der Großvater, umringt von vier Männern, die ebenso streng und ernst schauen wie er. Ein Bauer, aber
auch Waisenrichter. Ein Bibelgelehrter, der am Sonntagnachmittag die Bibel studiert und sie am Abend in der Stund‘ für die frommen Besucher auslegt. Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit.
Wenn ich sein Bild anschaue, fürchte ich mich ein wenig. Die Großmutter ist nur auf Familienbildern zu sehen. Da sitzt sie neben dem Großvater, hat die Hände im Schoß gefaltet, schaut mit ergebenem Lächeln in die Kamera. Sechs Kinder hat sie geboren. Ob sie auf dem Foto schon schwanger ist mit dem siebten?

Und auch das weiß ich nur aus Erzählungen: dass sie geträumt hat, dass sie bei der Geburt sterben wird. Sie nähte schwarze Kleider für die Kinder, so konnten sie dem Sarg der Mutter angemessen folgen.

So viel Düsternis und Schwere.
Und hier die Heiteren, Liebevollen.
Wirklichkeit und Wunsch.
Und ich – ein Gemisch aus alledem.
Gut.
Gut so.

GABRIELA STELLINO / HEIKE ENDEMANN / 19.01. – 23.02.2025

„Kugelfragment rot“, Heike Endemann

„Was bist Du?“ von Roland Burkhart

 

Was bist Du?

Die Künstlerin scheint im Anatomischen Institut zu arbeiten. Das prägt. Sie hat hier eine Schädeldecke umgedreht und sichtbar gemacht, was sich in einem Kopf so alles verbirgt: ein Wirrwarr von

– versunkenen Eindrücken,

– zurecht geschnittenen Erinnerungen,

– traumatischen Erlebnissen,

– erschütternden Erziehungsfehlern,

– demütigenden Mobbing-Erfahrungen in der Schule,

– Angst- und Freudenzuständen,

– tiefen Verletzungen in der Ersten Liebe,

– überbordenden Glücksgefühlen nach einem gewonnenen Schwimmwettkampf,

– tiefer Genugtuung über ein selbst geschriebenes, aber nie veröffentlichtes Gedicht,

– warmherziger Zuneigung der alten Nachbarin,

– bizarr zuckenden Gedankenblitzen…

nach der geglückten Herzoperation!

 

Alles unter einer Schädeldecke! Alles!